Was war das für ein wunderbarer Abend!
Ich habe lauthals gelacht und war Momente später tief berührt.
Max Herbrechter und Aida Sikira haben das letzte Buch von Sir Peter Ustinov,
eine Sammlung von Geschichten, Anekdoten und Betrachtungen über Vorurteile,
kongenial umgesetzt, mit der ganzen Verspieltheit und Lebensklugheit des Weltbürgers Ustinov.
Max Herbrechter kennt man ja vor allem von seinen vielfältigen Film- und Fernsehrollen.
Wie herrlich er auf der Bühne Spannung aufbaut, Pointen setzt, aber auch ganz leise
und unangestrengt bewirkt, dass einem das plötzliche Bewusstwerden der eigenen Vorurteile
in die Magengrube fährt, konnte er hier mal wieder unter Beweis stellen.
Und seine Frau, die schon früh mit Preisen verwöhnte Pianistin Aida Sikira,
sorgte mit ihrer klugen Auswahl von Stücken aus allen Epochen der Klavierliteratur
zwischen Bach, Chopin und Fazil Say für das gestalterische Gegengewicht.
Beseelt, mit Leidenschaft und Witz erwiderte sie gleichsam die Sprechtexte,
mal als Fortführung der vorgegebenen Stimmung, mal als jäher Umschwung,
mal wie eine sehnsüchtige Utopie.
Sikira stellt ihre opulenten, pianistischen Mittel so in den Dienst des jeweiligen Stücks,
dass man, kaum dass die letzte Silbe einer Ustinov-Anekdote verklungen ist,
gleichsam suggestiv in eine Geschichte aus Noten hineingezogen wird.
Der Abend schloss mit Black Earth von Fazil Say – vorgetragen in einer solchen Intensität,
dass sich Gänsehaut und Tränen bei mir abwechselten,
und das Publikum auf einer Wiederholung als Zugabe bestand.
Diese Vorstellung habe ich heiterer, klüger, glücklicher verlassen.